2.Italien-Tour im Juli 2002

Mariano Comense ruft

Kapitel 6: Die größte Show unseres Lebens

Am Samstag erwachten wir alle in einer unbekannten Art von Freude. Die einen freuten
sich über den gelungenen Gig vom Freitag, die anderen freuten sich auf das baldige
Eintreffen der abenteuerlustigen Freundinnen, dritte freuten sich, daß sie noch ein
wenig pennen konnten... ;-)

Zunächst freuten ich, Accy und Nico uns aber alle drei erstmal darüber, daß wir unserem
Patsche ansehen konnten, daß er nun doch all die gloriosen Versprechungen ob der Italien-
Konzerte zu glauben schien...
Der geneigte Leser mag sich noch einmal zurückversetzen in Patsches Situation: Erst muß man
in vier Wochen (oder weniger) 25 Trax lernen, dann spielt man ein einziges Feuergetaufe in WF
und steht weiterhin dem Gefasel der anderen drei Alt-Leorics gegenüber, die die ganze Zeit von
"Italien", "megageil", "was besseres kannst Du Dir nicht vorstellen" und solche Sachen sabbeln.
Entweder denkt man sich dann "die haben alle ne Macke, hier pass ich rein", oder man fiebert dieser
ominösen Italien-Sache einfach "locker" entgegen und läßt sich überraschen...

Patsche hatte wahrscheinlich beide Aspekte im Kopf gehabt auf der gesamten Anreise. Nun aber, da
er unsere Worte bestätigt sah, war er sichtlich noch stolzer, ein echter Leoric zu sein....

Aber ich will hier jetzt mal nicht den Anschein erwecken, als hätten wir nackich Ringelpietz mit
Anfassen und Pullerzupfen gespielt. Trotz aller Freude und Vorfreude war der Samstag Vormittag
doch geprägt durch das bange Warten auf die Mädels. Nicht, daß wir uns gesorgt hätten, ob Hella
und Nicole bis nach Italien durchkommen würden. Das stand außer Frage. Schließlich war Nicole
schon Tour-erfahren vom letzten Jahr und Hella steckte mitten in der Diplomarbeit, beiden war
also die nötige Bissigkeit und Zähe zu bescheinigen, die man für solch einen Ritt "mal eben für
ein Konzert nach Italien" braucht. Aber wenn wir an unsere Odyssee durch Como vom Mittwoch dachten,
wußten wir, daß die eigentliche Schwierigkeit in der Stadt selber lag.

Dies bestätigte sich dann leider auch. Irgendwann zwischen 10.00h und 12.00h bekam Accy eine SMS
"Kurz vor Como" von Nicole. Nu aber los! Zusammen mit Lorenzo machten sich Nico und Accy auf den
Weg. 1 Stunde hätte im günstigsten Fall das Abholen der Mädels aus Como dauern sollen... -
3 Stunden wurden daraus! Völlig genervt kamen die nun mittlerweile fünf wieder in Oggiono an.
Nach mehrfachem Verpassen und nicht korrekten Angaben, wo man sich grad befand (kein Wunder... -
Como ist für uns schließlich immer noch eine fremde Stadt...), wurde aus der Aktion "Abholen" eher
die Aktion "Stecknadel im Heuhaufen"... Endlich waren sie aber nun da, die heißersehnten Girls,
und wir konnten zum Tagesgeschäft übergehen.

Die Zeit war, wie bereits erwähnt, ja schon fortgeschritten, deshalb blieb für Hella und Nicole
nicht viel mehr Zeit, als einzuchecken und sich kurz frischzumachen. Gegen 15.00h tauchte nämlich
schon Fabio auf, um uns nach Mariano zu lotsen. Kurz danach waren wir dann auch wieder "On the road".
Um 17.00h-18.00h sollte in Mariano Soundcheck sein.

Über die Anfahrt nach Mariano gibt es diesmal nichts besonderes zu erzählen. Selbst der Weg den Berg
hinauf zum Festivalgelände barg dieses Jahr weder unerkannte Schlaglöcher noch vollpfostige Bilder-
Buch-Spaghettis. Sorry für dieses Wort, aber der Kasper vom letzten Jahr ärgert mich noch heute...!
Irgendwann zwischen 16.00h und 17.00h kamen wir jedenfalls auf dieser ach so nach Siegeszug
riechenden Lichtung an... - dem Festivalgelände des "Mariano Comense Open Airs".
Stürmisch und stolz wurden wir von Metallo, dem OberChef des Festivals begrüßt. Er hatte sein
Versprechen gehalten, und uns dieses Jahr für den Samstag geholt - für 22.55h, beste Spielzeit.

Nachdem Metallo uns so herzlich begrüßt hatte, begann für uns allerdings ein Film, der glorioser
gar nicht hätte sein können... - obwohl es auch erstmal mit Warten auf den Mixer begann - wie im letzten Jahr...

Der Aufbau und das ganze Drumrum fürs Checken verlief mehr als gut. Den Bus wieder direkt vor die Bühne
gekarrt, dauerte das alles nicht viel mehr als 15 Minuten. Der Check selber war auch fix getan. Man
wußte ja mittlerweile, daß es nur um Lautstärkeanpassung ging bei uns. Wir sind halt pflegeleichte
Kinder. Einzig überraschend war, daß man uns als Referenz-Sound nahm, obwohl wir mitten in dem Konzert
spielen sollten. Normalerweise nimmt man da die erste Band oder die Letzte - die meist als Headliner
gilt. Hier aber checkte nun eine Truppe, die inmitten des Festivals spielte... - obwohl sie ganz
klar als DER Hauptact gehandelt wurde. Egal, gegen 19.30h stand der Sound.

Nun bekamen wir es mit der Gastfreundlichkeit der Marianos zu tun! Erst ein kurzes "Mangiare subito!",
Plätze suchen auf dem noch leeren Gelände und dann... - ja, dann ging es los...!!! Zunächst tischte
uns dieser menschgewordene Muskelberg mit dem Herzen eines Teddybären Metallo literweise das Bier auf.
Anschließend bekamen wir von ALLEN erhältlichen Speisen (Fritten, Hack-Brötchen und Speck) soviel
aufgefahren, daß wir von je einer Speise schon die Rolle rückwärts gemacht hätten... -
hätten wir alles vertilgt.

Wir aßen also soviel wie nötig, während über uns der Soundcheck der anderen Truppen niederging.
Als erstes checkten da so ein paar Freaks, die den Rock mit Blechbläsern beglücken wollten.
Nette Idee, aber nicht so ganz unsere Sache. Inzwischen waren wir "abgefrühstückt" in Sachen Happern.
Nun kam Metallo mit den amtlichen "Mariano 2002" Shirts auf uns zu. Ohne große Fragen bekamen
wir alle unsere Shirts um die Ohren geworfen... - in den entsprechenden Größen! Eigentlich
paßte das auch alles, lediglich Hella fragte nach einer Größe drüber. Sie bekam daraufhin nicht nur
ein neues Shirt, nein, das alte sollte sie auch noch behalten... Toll, oder?

Mittlerweile hatten die Trompeten-Tonis auch die Bühne geräumt, so daß eine Band den Check begann,
die Accy, Nico und mir wohl noch mehr als bekannt war... - nicht aber so Patsche. Es handelte sich
hierbei um unsere geliebten Frickel-Boys, Bewegungs-Feinde und Sonnenbrillen-Models von
Cardio-Death... - jener Truppe, vor der wir letztes Jahr auch noch in die Knie gehen wollten... -
VOR unserer Show... ;-)

Betont Dudel-Dudel standen die Hoschis dann auch wieder as cool as möglich da oben beim Check... -
wie letztes Jahr. Patsche stimmte grad seine Axt, hörte ungefähr 30 Sekunden die Licks der
Gitarristen und sprach dann ehrfurchtsvoll jenen Satz, der mich schon damals zum Schmunzeln brachte:
"Ach du Scheiße... - Yngwie Malmsteen ist auch hier! Na dann gute Nacht!"...

Wie wenig wußte unser Björn doch darüber, daß King Leoric diesen Frickel-Fritzen mehr als über waren!
Innerlich frohlockte ich über unsere Zusammengehörigkeit, unsere tödliche Show und unseren Metal,
der so hausbacken geil war wie Omas Erdbeermarmelade, aber auch genau deswegen so knallte.
Das kurze "Laß ma, Patsche, ist alles Kasperkram, was die Jungs da machen. Wir werden 1000 mal
geiler sein!" kam dann auch ein wenig gönnerhaft von Accy und mir rüber. Patsches ungläubiger,
aber ehrlich zweifelnder Blick entlockte mir ein weiteres Schmunzeln... ;-)
Accy und ich wußten ja nun doch schon mehr, als unser Patsche. Aber er begab sich in die
Obhut seines Königs, und so widmeten wir uns wieder den Bieren, die auf dem Tisch rumstanden... -
alle artig in die "Mariano 2002" Shirts gedresst...

Langsam füllte sich der Platz des Festivals auch mit Leuten. Man darf sich davon kein einheitliches
Bild machen. Das Mariano Comense Open Air ist, wie schon erwähnt, eine Benefiz-Veranstaltung, bei
der das Motto "Saufen für´s Allgemeinwohl" gilt. Die Bands sind eher willkommene Nebensache.
Insofern waren eben auch nicht nur Metaller am Start. Metallo und Kollegen versuchen zwar, das Ganze
einigermaßen nach Musikrichtungen zu koordinieren, aber dennoch ist das Publikum bunt gemischt.
Lediglich die Anzahl der Figuren hängt klar vom Tag ab. Samstag eben weit mehr als Sonntag... -
genau deswegen sollten wir dieses Jahr ja auch Samstag ran... :-)

Nachdem wir einige bekannte Gesichter gesehen und herzlich begrüßt hatten, legten gegen 21.45h dann
endlich die Bands auch los. Allen voran unsere Trompeten-Heinis. Der Großteil der Leute fand die
in etwa so geil, wie auch wir: Nämlich gar nicht... ;-) Versteht mich nicht falsch. Ich habe lange
genug nach der Anerkennung des Publikums erfolglos gegiert, als daß ich jetzt irgendwen für seine
Musik verreißen wollte. Aber die Hansels waren echt nichts. Das Beste an denen war, als sie vorbei
waren. Denn nun waren wir dran...



Wie unser Gig ablief, ist genauestens unter den Reviews nachzulesen. Dieses
Mal war es noch viel, viel geiler, als im Jahr zuvor... - obwohl das eigentlich kaum zu toppen war.
Lediglich unser guter Ingo hatte die berühmte "Arschkarte" gezogen: Er sollte die "PIECE OF PAST"
unter die Leute bringen, deshalb organisierte man ihm einen Stand. Letztes Jahr war der Merchandise-
stand der Bands keine 20m von der Bühne weg, dieses Jahr allerdings hatte genau dort eine weitere
Stiftung ihren Stand. Ingo dagegen saß mit seinen (oder besser unseren) CDs irgendwo mitten unter den
2000 Leuten... - und zwar genau so, daß er das Mischerzelt direkt zwischen sich und der Bühne hatte.
Mit Konzertgucken hatte es sich also für "Uns Haddy" gehabt... :-( Aber es kam ja noch viel schlimmer!
Da ja wir vier Musiker auf der Bühne rumturnten und unsere beiden Mädels, Nicole und Hella, im Publikum
um die Wette hotteten, kam natürlich niemand auf die Idee, den armen mal abzulösen. Haddy ist da ja
normalerweise ziemlich hart im Nehmen und macht wegen sowas keinen Aufstand... - aber ein paar von
den vielen Bierchen wollten eben doch irgendwann wieder raus...!!! Wenn Hella ihn nicht zufällig mal
abgelöst hätte... - er wäre sicher geplatzt... ;-)



Daß Ingo gerade mal 3 CDs verhökern konnte, rundet den einzigen negativen Aspekt dieses Festivals ab.
Nachdem wir unsere Show beendet hatten, war er dann aber auch erlöst von seinem Frondienst. Nicht mal
Bier hatte ihm jemand gebracht. Na ja, er hätte sich ja auch was holen können in seiner Pinkelpause... ;-)
Aber an Bier-Notstand sollte in Mariano niemand zugrunde gehen...
Nachdem wir uns kurz umgezogen hatten, bat uns Metallo nämlich in jenes kleine Häuschen,
welches in der Mitte des Platzes steht. Hier werden die Essensvorräte und Bierfässer sonst gelagert,
die Einnahmen und die persönlichen Dinge der Leute, die dort ausschenken. Alles in allem also so etwas
wie ein "Allerheiligstes"...

Wir dagegen erlebten dort, wieviel man in kürzester Zeit trinken kann, ohne umzufallen... ;-)
Im Zuge des allgemeinen "Man-seid-Ihr-geil-gewesen!!!" karrten die Freunde eine Rutsche 0,4er Biere
nach der nächsten ran. Jeder wollte mit uns trinken, jeder wollte sein Erinnerungsfoto mit uns machen.
Ich glaube, wir haben in dieser einen Stunde etwa 5-6 Biere getrunken... - also jeder... ;-) Haddys
Nummer vom "schwangeren Bierbauch-Hamster" kurbelte die Stimmung noch zusätzlich an. Und dann
kam Metallo auch noch mit einem 0,5-Liter Meßbecher als Pitcher-Ersatz an... - gefüllt mit Rotwein...!!!

Wir wurden im wahrsten Sinne des Wortes königlichst hoffiert. Einer unserer Freunde drückte mir dann
auch eine Rolle mit Geldscheinen in die Hand. "Your money for tonight!". Leider steckte ich diese ohne
Nachzuzählen ein, was mir noch sehr, sehr peinlich sein sollte. Doch dazu später.
Zunächst einmal feierten wir alle diesen gelungenen Gig mit unseren Freunden, als wenn wir Fußball-
Weltmeister geworden wären (was für uns Deutsche ja auch fast zutraf...;-)). Nico flitzte nochmal
zum Bus, damit auch jeder seine persönliche "PIECE OF PAST" bekam, und dann begann in schönster
Holger-Tradition ein lustiges "Ein Autogramm, ein Bier"... - und wir mußten verdammt viele
Autogramme geben in dieser Nacht...

Doch wie schon weiter oben beschrieben: Unsere Alkoholimmunität schien ins Unendliche zu gehen.
Würden wir hier solche Mengen in so kurzer Zeit trinken (die mindestens 12 Biere bis zu jenem Event
in der Hütte gar nicht mitgerechnet)... - wir würden wahrscheinlich am nächsten Tag den Intensiv-
Stations-Blues singen! Hier aber tranken wir munter bis morgens um 2.00h, um dann irgendwie nach Hause
zu kommen. Wenigstens konnten wir uns am Sonntag erstmal auspennen (wenigstens die meisten...).

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