2.Italien-Tour im Juli 2002

Einmal Tourist in Oggiono sein

Kapitel 3: Rumgammeln...

Tja, späteren Morgens erwachten wir also in unserem Quartier. Leicht verkatert zwar,
aber dennoch guter Dinge. Der entscheidende Unterschied zur Tour 01 war, daß wir
diesmal alle im gleichen Lager schliefen, also jeder dem anderen noch vor der Dusche
ins Gesicht blicken konnte oder durfte... - oder mußte... ;-)


Jensi ist noch platt

Patsches öffentliches Rasieren... ...und Faxenmacherei... ;-)


Ob Nico schon klarkommt?

Aber wir sind ja schließlich eine Band, eine Familie. Da muß man auch mal über das
eine oder andere Horrorszenario drüberwegblicken können... ;-)

Gegen 11.00h setzten wir uns dann in Bewegung Richtung Frühstück. In der "Cri-Cri-Bar",
die keine 500 Meter weit von unserer Unterkunft war. Solche Frühstücksbars sind in Italien
sehr beliebt. Dort trinkt man mal eben einen Kaffee, schwatzt 10 Minuten und widmet sich dann
wieder seinem Job. Ist da sowas wie ein gesellschaftlicher Anlaufpunkt...
Außerdem frühstückt der Italiener auch nicht zu Haus. Und so waren auch wir hier gelandet.

Hier gab es alles, was der verkaterte Rock´n´Roller begehrt: Geilen Kaffee (oder auch Tee),
super leckere Brötchen und eine Bedienung, die ein solch grandioses Fahrgestell hatte,
daß zumindest ich sie sofort als Groupie eingestellt hätte (lechz...).

Patsche kokettierte einmal mehr mit seinem Spanisch (das versteht man da unten ganz gut,
es darf nur keiner antworten...;-)...), Ingo übernahm zu aller Erstaunen die Rechnung
(Hail to Ingo!), und dann wollten wir uns mal mit Lebensmitteln eindecken gehen.

Das taten wir dann etwa 150 Meter weiter, in einem großen Supermercato.
Der Spaß mit dem Umrechnen fiel ja nun leider ob des Euros weg, aber dennoch ist das
Interpretieren fremdländischer Etiketten für uns ein echtes Abenteuer geblieben.
Brot und Wurst, Pfannkuchen und Obst konnten wir ja auf Sicht kaufen. Aber
ob das Mineralwasser nun mit oder ohne Sprudel war, oder das Bier nun nach dem deutschen
Reinheitsgebot gebraut wurde oder nicht... - das muß man erstmal rauskriegen...;-)

Irgendwann verließen wir den Mercato dann aber dichtbepackt - und beim Bier hatte im
Endeffekt doch der Preis gesiegt... ;-)


Die Leorics decken sich ein...
Und wer hat nun das häßlichere Hemd an???

Das obige Foto täuscht allerdings, denn den ersten Einkauf schleppten wir zu Fuß nach Haus.
Mehrere 6x1.5 Liter Wasser-Contis und natürlich auch eine schicke Pallette Italo-Bier. Klar,
ein paar Snacks zum Happern waren auch dabei... ;-) Jedenfalls wurde der Einkauf immer
schwerer unterwegs... Das hat man nun von dem großen Durst.
Als wir dann wieder zu Hause waren, es mochte etwa 13.00h sein, ging es erstmal an den Bier-Check.
Die Plörre war gar nicht sooo schlecht, aber da wir am Abend ja noch was vorhatten - wir
wollten im La Tasca vorbeischauen - tranken wir nur die halbe Pallette... ;-) 12 Drittel für
fünf Mann sind ja auch eigentlich nichts, oder? Danach war erstmal wieder Dösen angesagt.
Wir waren ja auch schon 3 Stunden auf den Beinen... ;-)

Nico, Patsche und mir wurde es aber schnell zu dumm in der Mittagshitze auf der Bude, also machten
wir uns auf, den Ort ein wenig zu erkunden. Postkarten und vor allem jede Menge Zigaretten standen
ganz oben auf der Einkaufsliste - beides hatten wir im Mercato nicht bekommen. Bei Kippen
ist das in den südlichen Ländern übrigens normal. Die gibt es nur an Tanken oder in Tobacco-
Shops. Das soll in Deutschland auch irgendwann mal eingeführt werden... Na, jedenfalls wackelten
wir drei dann durch den Ort.


Rock´n´Roll Touristen Nico & Patsche

Wir wurden auch schnell fündig ob unserer Wünsche. Tobacco-Shops gibt es ja wie Sand am Meer,
und wegen der Postkarten konsultierte ich fix mein - nein, meines Freundes Rolands - Wörterbuch.
Flugs bekamen wir in der nächsten Buchhandlung auch die Objekte der Begierde. Von der Karte, die
ich meiner WG geschickt habe, werde ich Euch aber mal einen Scan nachreichen, denn das waren
echt die häßlichsten Postkarten auf der ganzen Welt... - völlig verwackelte Luftbilder!!!
Egal. Die Verwandten verfallen ja ohne Karte in die große Krise, also kauften wir diesen Trash.
Bei der Frage nach den Briefmarken wurde mir allerdings mulmig. Auf Italienisch heißen die
Dinger nämlich "Francobolli". Ihr müßt zugeben, daß das nach vielem klingt, aber nicht nach
"Briefmarken". Doch nachdem ich meine Deutschstämmigkeit nochmals beteuerte, fragte ich halt
nach "Francobolli", und siehe da, wir bekamen unsere Marken. Das Wörterbuch hatte also doch
Recht behalten... ;-)

Später auf der Bude schrieben wir dann unsere Karten und rauchten unsere Zigaretten. Es galt die
Zeit bis zum Abend totzuschlagen. Mir fielen dann irgendwann die Öffnungszeiten des Plattenladens
unter uns ein. Ab 15.00h hatte "Alpha Records" wieder geöffnet. Da mußte ich natürlich erstmal
stöbern gehen.

Hierzu muß man wissen, daß im Schaufenster des Ladens eine Menge alter Metallica Bootleg LPs
standen. In Italien sieht man es mit der Legalität von Bootlegs nicht so genau, bis Mitte der
Neunziger war Italien sogar das Mutterland aller Bootleg-Pressen, und die Preise waren echt
minimal gegen deutsche Verhältnisse. Zahlte man hier für eine Bootleg-DoLP locker 50,- DM,
so kostete selbiges Album in Italien umgerechnet nur 28,- DM. Die italienischen CDs hatten
hinten immer einen lilanen SIAE Stempel drauf. Aber das nur zur Info...

Ich sammele ja nun schon seit über 10 Jahren alte Metallica Bootleg LPs, also war der Gang
in den Store Pflicht. Leider waren die Platten doch sehr teuer, denn sie waren schon sehr
alt. Fast hätte ich mißgestimmt den Laden verlassen, da entdeckte ich noch die T-Shirt-
Theke: Für 8-10 Euro lagen hier Shirts von Guardian, Testament, Misfits, Black Sabbath,
Maiden etc rum... Schnell stratze ich nach oben und tat die frohe Botschaft kund. Uns
war zwar klar, daß es sich hier um Conterfeits, also Fälschungen, handelte, aber dennoch
schlugen wir wie die deutsche Hausfrau beim SSV zu! Jeder fand SEIN Shirt im Laden für
lau. Nur Nico nicht... - der lag auf dem Balkon und träumte in der Sonne... ;-)

Besonders anzumerken ist hier, daß Accy ein Original Italien Trikot für ganze 5 Euro (!!!)
erstand. Das Abschneiden der "Squadra Azzurra" bei der WM schien doch tief zu sitzen... ;-)

Bis zum Abend gammelten wir dann wieder auf der Bude vor uns hin und warteten auf unsere
Freunde Lorenzo und Fabio. Wie schon gesagt wollten wir mal im La Tasca rumschauen, um den
alten Francesco zu besuchen. Am Freitag Abend sollten wir dort schließlich wieder auftreten,
also gebot uns allein schon die Höflichkeit, schon am Vortag mal vorbeizuschneien.

Kapitel 4: Unterwegs des Nachts am Donnerstag...

Gegen 19.00h trafen unsere Freunde dann auch bei uns ein. Das wurde auch höchste Zeit, denn
zumindest ich war vor Hunger schon ganz unleidlich geworden. Sicher, auch ich hatte mir aus
dem Mercato ein wenig zu happern mitgenommen, aber immer nur Wurstbrot... - nein, da wird
Euer aller Jensi irgendwann quängelig. Also fuhren wir zunächst mal in eine uns als "gut"
angepriesene Pizzeria. Wir vertrauten da - wie immer - unseren Freunden, und sie hatten -
auch wie immer - recht: Das Essen bzw die Pizzen waren wirklich sehr gut. Einzig die
Raucher-Politik ließ zumindest Patsche die Nase rümpfen: Auf der Theke stand ein Schild:
"Jeden ungeraden Tag dürfen Sie rauchen!" Darüber hing ein weiteres Wende-Schild:"Heute
ist ein gerader Tag!" Wäre alles nicht so schlimm gewesen, hätte man dem Wende-Schild nicht
schon auf Metern ansehen können, daß es wohl in diesem Lokal nur gerade Tage gab... - es also
noch nie gewendet worden war... Ein einfaches "Vietato Fumare" - "Rauchen verboten" - hätte
es doch auch getan...


Die ganze Bande auf dem geraden Nichtraucher Flash...

Dementsprechend vertrieb uns der "Jap auf Kippe" dann auch ganz schnell aus dieser Gast-
stätte - auch wenn die Pizzen echt gut waren... Wir nahmen noch kurz ein paar Drinks in
einer auf dem Weg liegenden Bar, und dann endlich fuhren wir ins La Tasca.

Hier war für diesen Donnerstag Abend ein Band-Contest angesagt. Vier Bands, die in den
vergangenen Wochen hier gastiert hatten, sollten gegeneinander antreten, um die echten
Publikumslieblinge zu erspielen. Geile Idee eigentlich. Als wir jedoch ins La Tasca kamen,
war einen kurzen Moment von dieser Wettkampf-Atmosphäre nichts mahr zu spüren. Francesco
begrüßte uns wie heimkehrende Söhne (was ihn allerdings nicht davon abhielt, uns 4 Euro für
ein 0,5 l Bier abzuknöpfen), und auch etliche Besucher des "Tascas" entsannen sich unser.
Hammer! Klar, einige Figuren hatten wir uns natürlich vom letzten Jahr gemerkt, aber
das Gefühl, aus dem Auto in eine dunkle Nacht zu steigen, und mit den Worten "Oh yeah!
KING LEORIC!!!" aus selbiger von schwersterkennbaren Shilouhetten begrüßt zu werden...
Das hat doch einiges "Coming Home"-Feeling!!!

Nach vielen "Hallos" ging die Party dann aber auch endlich an im La Tasca. Nacheinander
sollten eine SKA-, eine Reggae-, eine Grindcore- und eine Metal-Band auftreten. Die Namen
der Bands sind mir leider, bis auf den der Metal-Band "Drivhell", entfallen. Aber das ist auch
unerheblich hier.

Die erste Truppe machte eine ganz seltsame SKA-Mucke. Viele Mucker und irgendwie für den
Zuschauer kaum überblickbare Bandstrukturen standen da und präsentierten sich. Sehr seltsam,
denn gerade der Sänger ließ dieses Event durch seine Performance immer wieder in den Punk
abgleiten. Die zweite Truppe war eine Bob Marley Cover Band. Die waren echt geil, ohne Zweifel.
Jedenfalls musikalisch. Optisch wirkten einige der MusikerInnen doch noch irgendwie im Kopf
noch in der Universität. Als Drittes spielten ein paar Bengels, die "Brutal Metal" auf ihre
Fahne geschrieben hatten. Ich weiß heute nicht mehr, ob das der Stil oder der Bandname sein sollte,
aber DIE Jungs waren oberinteressant! Der Basser bangte sich die Seele aus dem Hals, der Axeman
konnte gar nicht kompliziert genug über die Saiten rennen und der Drummer knüppelte seinen Idolen
mehr als hinterher... - Grindcore war hier angesagt! Lediglich die beiden noch sehr jungen Sänger
überzeugten mit ihrer Show... - der eine kreischend wie eine hysterische Alte, der andere so
grunzend, daß es echt ungesund klang... - aber ohne jeden Effekt... - und privat mit einer
typischen "ich bin 17, was kann ich für Sie tun" Stimme...

Dann traten "Drivhell" an. Das war der Hammer! Gleich von Beginn an Helloweens "Dr.Stein",
dann ein eigenes Werk und nun "Fear of the Dark" von den legendären Eisernen Jungfrauen aus
good ol England... - und das alles in absolut tödlichster gesanglicher Präzision...
Aus denen wird sicher mal was!


DRIVHELL

Wir bangten uns bei "Drivhell" jedenfalls die Seele aus dem Arsch und tranken fröhlichst
ganz viele der noch so teuren Biere bei Francesco. Für uns Alt-Metaller waren "Drivhell" die
echten Helden des Abends, doch die Jury vergab den Preis an die seltsame SKA-Truppe...
Fabio klärte uns später darüber auf, daß die Sache nach Publikumsbeliebtheit ginge und
somit ohnehin die Truppe gewinnen würde, die dem Tasca die meisten Zuschauer bringen würde.
Bullenscheiße in meinen Augen. Für sowas braucht man keinen Contest...

Nachdem wir aber den "Drivhell"s die Hand geschüttelt hatten, ging es wieder nach Oggiono.
Müde und abermals betrunken fielen wir in unsere Feldbetten...

Weiter zum Freitag und dem ersten Gig...

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