Italien-Tour im Juli 2001

5.Tag: 22.7.01
"Das Mariano Comense Open Air"

Am 22.7.01, dem Sonntag, erwachten wir alle mit etwas schwerer Birne aus unseren Träumen.
Es war schon fast Mittag geworden, und der Samstag forderte doch seinen Tribut...
Trotzdem stieg das Stimmungsbarometer schnellstens wieder nach oben, denn heute wollte
Federica für uns kochen! Federica, Fabrizios Freundin, ist eine ganz herzige Gestalt,
wie man sie wohl nur ganz selten trifft im Leben. Es schien für sie das normalste der
Welt zu sein, 3 Fremde bei sich nicht nur für mehrere Nächte einzuquartieren, sondern
sie auch noch zu bewirten und sich um ihr Wohlergehen zu sorgen. Eine großartige Frau...



Mittlerweile waren auch Fabrizio und Holger, Sören und Nico eingetrudelt. Auch ihnen
konnte man den schönen Samstag Abend ansehen... sie schauten alle noch ein wenig
verschlafen aus der Wäsche. Dann gabs Mittagessen. Federica hatte Pasta gekocht mit
einer zwar simplen, aber geradezu herrlich schmeckenden Soße. Ein paar Büchsen Wolters
waren auch noch da... So waren wir denn auch alle bald satt und zufrieden.

Nach dem Essen hatten wir dann noch ein wenig zu tun: Die in Mailand kopierten CD-Cover
mußten noch verarbeitet werden... So saßen wir bald in trauter "Heimarbeitsrunde"
zusammen, und schnippelten...



Für den Nachmittag stand etwas besonders Wichtiges auf dem Plan: Ein Besuch bei Federicas
Eltern! Diese wollten uns gern kennenlernen, außerdem wollten auch wir uns noch
bedanken für die spontan angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten. Also fuhren wir "in die
Berge", denn Federicas Eltern leben dort oben zurückgezogen, während Federica selbst
in der Stadt wohnt und sich mit ihrer Schwester, Chiara, die Wohnung teilt
(die aber auch noch den Eltern gehört... - also: die Wohnung...).
Es wurde ein sehr schöner, wenn auch irgendwie seltsamer Nachmittag: Wir wurden von der
Familie aufs Herzlichste begrüßt, bekamen Getränke gereicht, mußten Kuchen mitessen und
wurden ins sonntägliche Kaffeekränzchen mit den Nachbarn einfach eingebunden... - nur,
daß halt alle italienisch redeten - Fabio natürlich wieder allen voran - und wir nicht
ein einziges Wort verstanden... Trotzdem fühlten wir uns sehr willkommen dort. Nach etwa
eineinhalb Stunden brachen wir dann in Richtung Mariano Comense auf, denn um 17.30h sollte
dort Soundcheck sein... - eigentlich... ;-)
Zum Abschied schenkte man dann noch jedem von uns eine Flasche edlen Rotwein, und so fühlten
wir uns mächtig geehrt, als wir Richtung Mariano rollten...

Gegen 17.00h ackerte sich unser "kleiner" Bus dann den schon beschriebenen Felsweg in
Mariano hoch. Dieser Weg war so breit, daß genau ein Auto durchpaßte. Und fast schien
es so, als sollten wir Glück haben - und keinen Gegenverkehr - aber dann, 50m vor dem
Ziel, dem Konzertplatz, tauchte doch noch ein Fahrzeug auf, ein Jeep... - uns
entgegenkommend, und in einer Kurve... In Deutschland hätte man sich jetzt kurz angesehen,
zugenickt, und dann wäre der Jeep-Fahrer einfach die paar Meter wieder zurückgefahren -
nicht aber so in Italien!

In Italien wird nur rückwärts gefahren, um irgendwo einzuparken. Rückwärtsfahren, um
einem anderen Verkehrsteilnehmer auszuweichen oder gar Platz zu machen... - das scheint
hier unter Strafe gestellt zu sein. Statt dessen bedient man sich einer völlig anderen
Taktik: Man steigt aus und erzählt seinem Gegenüber, was er nun zu tun hätte - und zwar
"pronto"... Da das meist nicht sofort funktioniert, da sich ja beide kluge Ratschläge
geben, spricht man sogleich etwas lauter, und irgendwann kommt es zu dem berühmten Bild,
auf dem sich zwei Italiener, mit den Händen gestikulierend, anschreien...

Dieser Taktik bediente sich auch unser Jeep-Fahrer, was Nico allerdings nur mit einem
knappen, für ihn so typischen, "Man, geh mir nicht auf den Sack!" bzw. "Leck mich am Arsch!"
quittierte, um dann einfach selber an die Seite zu fahren...
Ob der Kollege aus dem Jeep Deutsch verstand, wissen wir bis heute nicht... ;-)

Na, jedenfalls hatten wir dann irgendwann unsere Klamotten auf der Bühne stehen. Vom
Equipment her spielten wir nur unsere eigenen Amps, das Kit teilte sich Nico mit den
anderen Drummern. Eigentlich sollte nun so gegen 17.30h Soundcheck sein, aber der Mixer
hatte die Ruhe weg... Irgendwann so gegen 19.00h ging es dann mit dem Checken an.
Das nennt man "relaxed"... - was aber auch kein Wunder ist, bei den vielen Joints,
die sich unser guter Freund da in die Rübe gedrückt hat! Der Witz mit "Marihuana
Consumense Open Air" bekam jedenfalls eine ganz neue Bedeutung... ;-)

Um 22.00h fing dann die erste Band an. Die rockten ganz anständig, coverten von Ugly kid
Joe über die Gunners bis hin zu Pantera alles recht ordentlich, und hatten einen
Frontmann, der trotz seiner Leibesfülle (der war noch dicker als Jensi... - wenn auch
nicht viel...) über die Bühne hopste, wie ein Verrückter. Den Jungs zuzuschauen, machte
wirklich Spaß...! Kompliment!
Danach, etwa 23.00h, enterten 5 Mannen die Bühne, die Helden hätten werden können.
Die Truppe coverte Metallica, Megadeth, Annihilator etc. so dermaßen nah am Original,
daß es einem Angst werden konnte. Lediglich der Sänger paßte nicht so ganz ins Konzept,
obwohl ich selten eine so gute Dave Mustaine Kopie gehört habe. Dennoch konnten die
Jungs nix reißen... - Warum nicht? Tja, es genügt eben nicht, wie Ingo Mahlzahn oder
Steve Vai dudeln zu können! Die Truppe (außer dem Sänger) stand von Anfang bis Ende wie
angewurzelt auf der Stelle. Alle wollten ganz toll aussehen und sich begucken und
bewundern lassen... Musikalisch über alle Zweifel erhaben, war ihre Bühnenshow quasi
nicht vorhanden. Schade eigentlich.

Und dann war es soweit: King Leoric enterten die Bühne. Und spätestens nachdem der
Opener "King Leoric is rising" über den Platz gedonnert war, war die Frage nach dem
Platzhirschen klar...!!! Musikalisch zelebrierten wir sicher nicht das Evangelium,
allein schon, weil Jensi klang wie Lemmy´s kleiner (oder eher großer) Bruder, aber,
verdammt nochmal, wir bewegten unsere Ärsche, waren eins mit den Zuschauern, lebten
unsere Songs regelrecht auf der Bühne, als sei es das letzte Mal, daß wir sie spielen
dürften... Kurz - in jenen zwei Stunden hatten wir, glaube ich, alles, was eine echte
Rock´n´Roll Band ausmacht...
Und der berühmte Funken sprang auch entsprechend schnell auf das Publikum über! Frenetisch
ließ man uns Wellen der Begeisterung spüren, die Zuschauer und wir schaukelten uns
gegenseitig geradezu hoch, und als dann als erste Zugabe nach anderthalb Stunden AC/DCs
"Whole lotta Rosie" erklang... - da brannte die Luft...! Mehr zu diesem Gig könnt Ihr Euch
unter der Rubrik Reviews ansehen.

Wir hatten Mariano Comense überrollt, wie ein Tank! Die Veranstalter waren hellauf
begeistert, so daß wir im kommenden Jahr sicher wieder in Mariano Comense Station machen
werden, um auf dem Open Air zu rocken

Nach der Show gab es noch ein mächtiges Gelage. Während des Gigs hatten ein paar Fans
in einer Tour Biere auf die Bühne geschleppt... - das mußte ja nun noch alles ausgetrunken
werden. Also immer hinein damit... :-) Holger war zum Ende unserer Show schon "bedient"
genug... ;-) Lorenzo meinte: "Holger... - one photo, one beer...". Aber Holger hatte es
auch verdient gehabt: Er hatte während des Gigs die Fotos geschossen, die Video-Camera
überwacht, die CDs verkauft, Bier zur Bühne gebracht, im Publikum Party gemacht... -
er war sozusagen alleine eine ganze Road-Crew. Hm... - okay, er war auch irgendwie voll
wie eine ganze Road-Crew... Aber irgendwann waren wir das alle - nur Holger war es halt
zuerst... war eben kein Kindergeburtstag!

Irgendwann sind wir dann wohl auch nach Hause gefahren, aber wann... -
das ist mir entfallen.

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