CD-Kritik

Album: Thunderforce
Magazin: Klanggewitter
URL: www.Klanggewitter.com
Bewertung: ---


Beim Hören des „Metal Crusade, Vol. XII“ - Samplers des ‚Heavy’ - Magazins stieß ich neulich auf einen Song namens „Guardians of the king“, der mich förmlich aus den Latschen kippen ließ. Und das obwohl es sich bei King Leoric – so der Name der entsprechenden Band – um eine Formation handelt, die sich traditionellem Metal nach dem Reinheitsgebot der 80er verschrieben hat, eine Ausrichtung, die für mich persönlich mangels kurzweiliger Alben und vor allem herausragender Newcomer (gerade in Deutschland) in den letzten Jahren immer uninteressanter geworden war. Doch „Guardians of the king“ veränderte meine Meinung schlagartig: Ein Song mit hymnischen Ohrwurm-Melodien und einem angemessenen Härtefaktor, der mich an Bands wie Manowar oder Virgin Steele erinnerte. Ein Song, der über eine treibende Strophe und einen schönen Refrain mit breitem Ohohoho-Chorus verfügt. Dazu eine ziemlich geile Stimme: Einerseits absolut True Metal - kompatibel, andererseits herrlich rau und mit einem ganz eigenen, latent aggressiven Charakter. Wie gesagt: „Guardians of the king“ ließ mich förmlich aus den Latschen kippen, so dass ich nur wenige Tage später das komplette Album aus meinem Briefkasten fischen konnte.

Dabei fiel mir zunächst mal auf, dass King Leoric’s „Thunderforce“ schon einige Monate auf dem Buckel hat: Bereits im Juni 2005 nämlich erschien das Album in Eigenproduktion (wie hatte ich es nur all die Zeit übersehen/-hören können?) und ist damit Longplayer Nummer Zwei nach dem im Juni 2002 ebenfalls in Eigenproduktion veröffentlichten „Piece of past“. Begonnen hatte die Geschichte der Band Ende der 90er, ein erstes Lebenszeichen bildete seinerzeit das „Demo 2000“ im November des entsprechenden Jahres. Heute gehören Jens Wunder (v., b.), Axel Kiehne (g., k.), Björn Patschureck (g.) und Nico Lange (d.) zum Line Up.

Das oben beschriebene „Guardians of the king“ ist der Opener des Albums. Diesem folgt mit „Cry in the night“ ein Song, der in eine leicht andere Kerbe schlägt: Eine Uptempo-Nummer mit dem einen oder anderen Iron Maiden - Riff und der einen oder anderen an die Eisernen Jungfrauen erinnernden Gesangslinie, die gleich mal unter Beweis stellt, dass sich King Leoric in mehreren Gefilden ganz hervorragend zurecht finden. Der Titeltrack, „Thunderforce“, knüpft vom Stil her wieder ganz bei „Guardians of the king“ an, d.h. man bekommt erneut eine klassische Ohrwurm-Hymne geboten, die sich Manowar’s „Warriors of the world“ - Rhythmus ausgeliehen hat und über einen herrlich klischeehaften True Metal - Text verfügt: „We are fighting the demons, we are fighting the dark, forever with swords in our hands, we’re bringing salvation, we open the hearts, together, forever we stand, we’re the thunderforce“ – Gegen Dämonen und die Dunkelheit haben zwar schon viele gekämpft, aber nur wenige haben dies so wohltuend alkoholgeschwängert getan wie King Leoric! Will heißen: Das ist Metal, der maximalen Spaß macht! „Stranded in time“ vermag mich dagegen nicht gänzlich zu überzeugen: musikalisch eher unausgegoren und gesanglich etwas unglücklich. Egal, denn mit „Winternights“ folgt bereits wieder eine deutliche Steigerung: Ein getragener Song – fast schon balladesk – zum in den Armen liegen und lautstark mitgröhlen, der mit einem Accept-Refrain ausgestattet ist. Mit dem flotten „King of eternity“ wird dann ein weiterer Höhepunkt des Albums erreicht. Einmal mehr fallen mir die Eisernen Jungrauen als Vergleich ein, aber auch Grave Digger lassen diesmal grüßen. Das folgende „Brothers“ kann das mit „King of eternity“ erreichte hohe Niveau nicht nur halten, sondern sogar noch ein wenig steigern: Die wohl epischste Nummer des Albums verfügt über mehrere Charaktere, die durch verschiedene (Gast-)Sänger dargestellt werden. Neben Jens Wunder kommen Jioti Parcharidis (ex-Human Fortress, Victory), Riccardo Rizzo und Sven Husistein zum Zuge, wodurch gerade gesangstechnisch ein absolutes Feuerwerk abgebrannt wird. Ein Meisterwerk des Epic Metal! Demgegenüber kann der kraftvolle, aber eher simpel gehaltene Banger „Stormclouds“ eigentlich auf den ersten Hör nur etwas blasser erscheinen – und dies tut er dann auch. Allerdings ist „Stormclouds“ alles andere als schlecht, eben eine knackige Fun-Nummer für Zwischendurch. Sorry, dass mir nichts wirkliche Neues einfällt, aber „Age of inquisition“ besticht wiederum durch Iron Maiden-verdächtige Gitarren und einen erneut starken Refrain, während sich der Rocker „Breaking the mirror“ zwischen US-Metal und Solingens Stahlschmiede Nr. 1 positioniert. Großartig! Zum Abschluss regiert mit „Warrior’s time“ noch einmal purer True Metal in Manowar-Tradition (vielleicht mit jeweils einem Schuss Virgin Steel und Rhapsody), wodurch sich der Kreis zum Opener des Albums schließt. Ein grandioser Albumabschluss, der dafür sorgt, dass der Refrain („We follow him in battle, through thunderstorm and hell. We’re warriors of King Leoric, serving him so well. We swore by our lives and the power of our steel, we’re warriors of King Leoric, our destiny is sealed.“) noch lange im Ohr des Hörers herumgeistert, obwohl der CD-Player seine Arbeit eigentlich schon lange eingestellt hat.

King Leoric’s „Thunderforce“ ist eine absolute Perle des Undergrounds und sollte nicht länger ein Schattendasein fristen. Das Album beinhaltet nicht weniger als 10 Songs, die höchstes Niveau erreichen (lediglich „Stranded in time“ ist in meinen Ohren nicht mehr als ein Füller), maximalen Spaß machen und denen das Herzblut der Musiker in jeder Sekunde anzuhören ist. Das ist traditioneller Metal, der auf der einen Seite die Erinnerung an zahlreiche Größen des Genres weckt, der aber andererseits absolut frisch und unverbraucht dargeboten wird. Und dies ist ein Pluspunkt, der King Leoric zu etwas ganz Besonderem macht, denn wie viele andere Bands dieses Bereichs klingen mittlerweile oder eigentlich immer schon einfach nur angestaubt? Daneben gelingt es der Band sogar, den Songs trotz aller herauszuhörenden Einflüsse ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken (in erster Linie durch den fantastischen Gesang), was einen weiteren ausdrücklichen Pluspunkt darstellt. Und um das Ganze abzurunden: Die Produktion ist aller Ehren wert und das düstere Artwork herausragend. Kurz: Für Fans des entsprechenden Genres spricht nichts aber auch gar nichts dagegen, sich die CD über die Bandhomepage www.king-leoric.de für 12,- Euro abzugreifen. Punkt.

ShamRock

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