CD-Kritik

Album: Piece of past
Magazin: Metalroxx
URL: www.metalroxx.com
Bewertung: 07/10


Im deutschen Heavy Metal Untergrund tut sich einiges die letzten Jahre. Unglaublich wie viele gute Bands ohne Vertrag es in hiesigen Gefilden gibt. Einige davon hätten schon längst einen Deal und ihre Werke würden ohne weiteres offiziell veröffentlicht, wenn sie nur nicht aus Deutschland stammen würden! Warum die meisten Plattenfirmen - vor allem einheimische - so ein stiefmütterliches Verhältnis dazu pflegen und lieber die tausendste Gruppe aus Skandinavien signen, ist mir ein Rätsel.

Aus Wolfenbüttel (bei Braunschweig, Niedersachsen) kommt eine dieser Gruppen, KING LEORIC, einer der besten Beweise, dass man sich trotz fehlender Unterstützung seitens irgendwelcher Labels nicht hinter größeren Namen zu verstecken braucht. Die Jungs - die zu den tour-freudigsten Deutschlands zählen - haben bis jetzt zwei Platten in Eigenregie veröffentlicht und können sage und schreibe 13 (!) Live-Bootlegs und 6 (!!) Live-DVDs auf der Haben-Seite verbuchen. „Piece Of Past“ ist das Debüt-Album um Sänger und Bassist Jens „Jensi“ Wunder, Gitarrist Axel „Akim“ Kiehne und Schlagzeuger Nico Lange und erschien eigentlich bereits 2002. Schon das Cover-Artwork allein ist der Kauf der Platte Wert und lässt gut vorahnen was einen erwartet, wenn man die CD in den Player schiebt: abgebildet ist eine Jeans-Kutte mit Motörhead-, Dio-, Iron Maiden-, Sodom- und AC/DC-Aufnähern, Nieten, eine Kette und eine Schachtel Lucky Strike in der Brust-Tasche. Die Haupteinflüsse von KING LEORIC wären somit schon mal klargestellt, wobei so kauzig und hart wie Sodom und Motörhead, oder AC/DC-lastig sind sie nicht unbedingt, aber Dio und Maiden hört man hier und da auf jeden Fall heraus, dazu noch Manowar, Black Sabbath und Accept. Ja, ganz schöner Old-School-Metal was uns hier um die Ohren geblasen wird.

Vorwiegend bewegen sich die Songs im Mid-Tempo-Bereich, sie sind einfach aufgebaut, aber nicht langweilig, und sie gehen schnell ins Ohr. Sie sind nicht das, was man als originell beschreiben würde, aber dafür kommen sie umso authentischer rüber. Man merkt, dass die Jungs den klassischen Metal leben und atmen, und deswegen: Wofür moderne Einflüsse? Sie machen genau das, auf was sie Bock haben und das zusätzlich verdammt gut!!! Ohne sich einen Dreck um Trends zu kümmern, lassen KING LEORIC auf „Piece Of Past“ (Nomen est Omen) die 80er wieder zum Leben erwachen. Es fängt mit dem hymnenhaften „King Leoric Is Rising“ an und geht vielsprechend mit „Metal Poison“ und „Last Words“ weiter. Textlich trieft es nur so von Klischees, welche auch von Manowar & Co. stammen könnten. Mit zwei Songs beweisen die Jungs, dass sie sich nicht nur im engen Epic-Metal-Korsett bewegen können und wollen, und dass sie das Ganze auch nicht so ernst nehmen wie DeMaio und seine „Brothers of Metal“. Bei „Pray for You“ wird doomiges, dusteres Terrain betreten: bedrohliche Riffs zwischen Black Sabbath und Solitude Aeternus lassen diese Nummer zu den intensivsten und interessantesten dieser Platte werden. „Thirsty Magician” dagegen überrascht mit keltischen Einflüssen, die an Thin Lizzy und Skyclad erinnern, und mit einem witzigen Text: darin geht es um einen Zauberer der seine Dienste nur dann zur Verfügung stellt, wenn er genug Bier zum trinken bekommt.

Zu den 9 regulären Songs, die sich auf einem überdurchschnittlichen Niveau bewegen, gesellen sich noch als Bonus 3 Nummern von der 2000er Demo. Diese sind noch etwas unausgereift und rumpelig, zeigen aber schon gewisses Potenzial. Beide CDs, alle Live-Bootleg und alle DVDs sind käuflich auf der sehr professionelle aufgebauten Interne-Seite www.king-leoric.de zu erwerben. Zusätzlich bieten KING LEORIC vier Proberaumaufnahmen (mit respektiven 9, 6, 2 und 10 teilweise unveröffentlichten Songs) – in guter Qualität wohl gemerkt – zum gratis Download an.

Benjamin Gaita

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